Karl Reitz wurde am 15. Februar 1914 in Ebersgöns geboren. Er war das vierte und jüngste Kind meiner Urgroßeltern Johannes und Katharina Elisabeth Reitz, geb. Schütz. Auszug Dorfbuch 1997, S. 36
Familienbild - Die Aufnahme entstand während des 1. Weltkrieges.
v.l.: Bruder Wilhelm, Karl, Mutter Katharina Elisabeth, Vater Johannes (war im Krieg, Kopf wurde von Fotografen hineinretouchiert), Schwestern Emma und Katharina (rechts)
„Über den Verlauf des Kampfes in dem Karl Reitz gefallen ist, schreibt ein Kamerad:
Abends wurde uns mitgeteilt das ein Unternehmen In Belay steigen sollte, durchgeführt von der 1. Kompanie und Teilen der MG–Kompanie, sowie dem Regiments-Pionierzug. Die Kompanie hatte den Auftrag das Dorf zu nehmen und Gefangene zu machen. In den frühen Morgenstunden des 1.Juni begann. nach längerem Verteidigungsfeuer der Artillerie, der Angriff, von dessen Besatzungsstärke man leider sehr wenig wusste. Von unseren Stellungen, die unmittelbar vor dem Dorf lagen, konnte man den Verlauf des Kampfes einigermaßen verfolgen. Schon nach 30 Minuten waren die Franzosen aus ihren Stellungen am Dorfrand vertrieben und man konnte ins Dorf eindringen. Soweit konnten wir den Verlauf des Kampfes selbst verfolgen, das übrige erfuhren wir dann aus den Berichten von den Kameraden, die selbst teilgenommen hatten. In der Dorfmitte ist dann die 1. Kompanie ins Feuer des Gegners geraten, der weit in der Überzahl war. Bei diesem Kampf ist auch Karl mit einigen seiner Kameraden gefallen. An der Spitze seiner Gruppe als Vorbild deutschen Soldatentums.“
Nach dem Besuch der Ebersgönser Volksschule und des Aufbaugymnasiums in Friedberg/Hessen absolvierte er in Darmstadt an der dortigen "Präparandenanstalt" eine Ausbildung zum Volksschullehrer.
Nach Ableistung seiner zweijährigen Dienstpflicht bei der Deutschen Wehrmacht bekam er eine erste Lehrerstelle im Vogelsberg.
In dieser Zeit entstand die hier in wesentlichen Teilen veröffentlichte Hausarbeit über die - auch in Ebersgöns getragene - Hüttenberger Tracht.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges musste Karl Reitz wie viele andere junge Männer unseres Dorfes "zu den Fahnen" eilen. Als Unteroffizier fiel er als erster Ebersgönser am 1. Juni 1940 im Alter von 26 Jahren beim Straßenkampf in Frankreich in dem Ort Bellay en Santerre.
Schullehrer Richard Lodahl trug damals eine Formulierung in die Ortschronik ein, deren Einleitung er in den folgenden Jahren noch oft gebrauchen sollte, denn zum Ende des 2. Weltkrieges waren insgesamt 38 Soldaten aus Ebersgöns und damit - bei ca. 430 Einwohnern - die meisten der jungen Männer des Dorfes gefallen:
"Für Führer und Volk fiel in treuer Pflichterfüllung auf dem Felde der Ehre ein Sohn unserer Gemeinde, der Unteroffizier Karl Reitz, Sohn des Landwirtes Johannes Reitz und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Schütz, und zwar beim Straßenkampf im Dorf Bellay en Santerre ...." (Link Ortschronik zum Bericht eines Kameraden)
In dem aus Anlass der Ebersgönser 800-Jahrfeier im Jahr 1997 erschienenen Ebersgönser "Dorfbuch" (456 Seiten, über 600 Bilder und Grafiken) wurde seine Hausarbeit - 57 Jahre nach seinem Tod - erstmals veröffentlicht und mit zusätzlichen 60 Bildern reichhaltig illustriert.
Ebersgöns, im September 2009
Gerold Reitz
- weitere Bilder von Karl Reitz -
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