Kalkabbau Steinbruch Wetzelsberg
(alle Unterlagen aus dem Dorfbuch von1997, chronologisch sortiert)
Allgemeines zum Kalkabbau
…“Von jeher wurden in Ebersgöns Kalksteine gebrochen, z. T. wurden die Steine im Feldbrand (einfache Kalkmeiler) gebrannt. Ältere Einwohner berichteten, daß sie bei der Feldbestellung zwischen Wetzelsberg und dem Reußweg auf verschiedenen Parzellen Brandstellen umgeackert haben. Wann in Ebersgöns mit dem Kalkbrennen begonnen wurde, läßt sich nicht rekonstruieren. Als Zeugen einer früheren Kenntnis des Kalkbrennens gaben die Reste der Kapelle zum “Lieb-Frauen-Wäldchen" Auskunft. Bei Ausschachtungsarbeiten fand man Steine sowohl im Lehmmörtel- als auch im Kalkmörtelverbund im Grundmauerwerk. Die Kapelle lag an der Butzbacher Straße undwurde kurz nach der Einführung der Reformation in unserer Gegend von "Hessischen " zerstört.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Feldflure und Flurnamen“, S. 251 (Autor: Werner Schier†)
Wetzelsberg
….„Der Wetzelsberg (8/14)
Wetzel könnte auf den Namen eines möglichen Besitzers hindeuten. Der Wetzelsberg ist eine bewaldete Enklave in der Feldmark. Ein Teil war in früheren Jahren als Steinbruch verpachtet. Allerdings stand den Gemeinsmitglieder das Recht zu, im Wetzelsberg Kalksteine zu brechen.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Feldflure und Flurnamen“, S. 253 (Autor: Werner Schier†)
…“Die beiden Distrikte Wetzelsberg und Heinrichsberg mit ihren früher verpachteten Steinbrüchen liegen als isolierte Enklaven in der Feldgemarkung. Sie unterliegen nicht der eigentlichen Waldnutzung, werden aber im Sinne des Forstgesetzes als Wald ausgewiesen. Sowohl der Wetzels- als auch der Heinrichsberg sind "geschützte Landschaftsbestandteile". Erst mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde können forstwirtschaftliche Maßnahmen und Eingriffe durchgeführt
werden.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Walddistrikte“, S. 257 (Autor: Werner Schier†)
14. Jahrhundert
…“Und noch ein paar Sätze zum “Reußweg" und seiner Verlängerung durch den Walddistrikt “Eubersbach” nach Kleeberg. Er muß bereits im 14. Jahrhundert als Fahrweg vom Dorf bis zum Kalksteinbruch "Am Wetzelsberg” vorhanden gewesen sein. Über ihn erfolgte von dort mit Fuhrwerken der Abtransport gebrochener Kalksteine und von gebranntem Kalk aus den dort stehenden “Feldöfen ” der “Eignergesellschaft" von Ebersgönser Bauern.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Verkehrswege“, S. 308 (Autor: Gerhard Ludwig†)
15. Jahrhundert
….“Das benötigte Stein- und Schottermaterial hierzu wurde meistens seit dem 15. Jahrhundert in Winterarbeit “im Akkord" von den Landwirten in den gemeindeeigenen Kalksteinbrüchen "Am Wetzelsberg " (= die alte Steinkaut) und nach 1889 in dem von Fabrikant Biehling, Butzbach, neu eröffneten, gepachteten “Auf dem Heinrichsberg" gebrochen und meßbar aufgeschichtet.“….
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe“, S. 204 (Autor: Gerhard Ludwig†)
….“Das Kalkbrennen aus heimischem Gestein hatte ja bereits eine lange Tradition in Ebersgöns. So ward vermutlich schon im 14./15. Jahrhundert zwischen "Reuß" und "alter Steinkaut” in einfachen "Feldöfen" unmittelbar “ vor dem Wetzelsberg ” Kalk gebrannt. Das zum Brennen notwendige Holz kam aus dem angrenzenden Wald oder wurde vorher, um höhere Brenn-temperaturen zu erreichen, von Köhlern auf dem nahgelegenen "Kohlplatz " in Meilern zu Holzkohle gebrannt“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe“, S. 215 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1776
…“Nach Schilderungen von Wilhelm Reitz ( * 1909) und Hermann Köhler ( * 1913) 1996 wurden beim Ackern der Felder am Wetzelsberg früher immer schwarze Brandflächen mit Holzkohleresten sichtbar. Der Betrieb eines “Kalgofens " an dieser Stelle ist auch durch die Brandursache (nicht ganz abgelöschte Kohlenreste) für den großen Dorfbrand 1776 und die von Lehrer Joh. Peter Glaum in seiner “Chronika " von 1819 genannte Eigner-Gesellschaft, bestehend aus den Ebersgönser Bürgern Johannes Bernhardt, Martin Schindel und Heinrich Wächtershäuser, nachweisbar.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe“, S. 215 (Autor: Gerhard Ludwig†)
Flurnamen bis ins 19. Jahrhundert
…..Bis ins 19. Jahrhundert bezeichneten unsere Altvorderen ohne entsprechende Nummemangabe ihre Parzellen nur mit den Flur- und Gewann-Namen. Zur genaueren Bestimmung wurden ihren Grundstücken dann meist noch lagebezeichnende Präpositionen zugeordnet. Häufig nahm man auf eine zentral gelegene Gewann Bezug. Wenn z.B. auf der heutigen Flurkarte nur der “Wetzelsberg" als Hauptgewann aufgeführt wird (siehe Flur 8/14), wurden als nähere Bestimmungen in früheren Flurbüchern noch die Unterscheidung “Hinterdem...”, “Vor dem...", “Ober dem...” und “Unter dem Wetzelsberg" benutzt.“…..
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Feldflure und Flurnamen“, S. 237 (Autor: Werner Schier†)
1819
Gemäß der Chronika des Lehrers Peter Glaum von 1819 wurde der Steinbruch "Alte Steinkaut’\heute "Wetzelsberg") mit einem zugehörigen "Kalgofen " damals von einer Eigner-Gesellschaft bestehend aus den Ebersgönser Bürgern Johannes Bernhardt, Martin Schindel und Heinrich Wächtershäuser betrieben.
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Zeittafel“, S. 19 (Autor: Gerhard Ludwig†)
….“Nach der “Beschreibung eines Todesstoß" aus der in 1819 begonnen "Chronika " des zeitigen Schullehrers Johann Peter Glaum, war er als Aufsicht für den Graf Solms Laubach mit einem Pferdewagen und weiteren Knechten nach Ebersgöns am 7. Juni gekommen, um hier “einen Transport Kalg in Empfang zu nehmen", aus dem Kalkofen der Ebersgönser Kalkbrenner-Gesellschaft der Johannes Bernhardt, Martin Schindel und Henrich Wächtershäuser "vor dem Wetzelsberg ".
“Da er nun die, ihm übertragene Aufsicht über das Kalgwesen und Laden ganz gewisenhaft beobachten wollte, blieb er neben an der Fahrt, wo die Wagen ein und ausgehen sitzen. Ehe er sichs versahe, ließ ein unbesonnener Laubacher Knecht seines Herrn Wagen rückwärts zur Fahrt ein; die Langwidd dieses Wagens stieß, bey dem schnellen hinunterrollen des Wagens, dem oben genannten Johannes Schneider so hart in die linke Seite untig der Brust daß er mit den einzigen Worten “Ach helfet mir" nach einigen Minuten d 7.Juny vormittags seinen Geist aufgab. Er wurde ins Ort gefahren, allswo Jost Köhler die Barm-herzigkeit an ihm that, ihn aufnahm und seiner pflegte als wäre es sein eigner Todter, ohne auf eine Belohnung zu rechnen; worauf er dann, mit einigen Laubacher Begleitern, nach Ebersgönser Sitte unter Gesang, in welchen die ganze hiesige Gemeinde miteinstimmte, und Glockenklang d 9 ten Juny 1819 auf dem hiesigen Kirchhofe begraben wurde. Er hatte sein Leben gebracht auf 35 Jahr 8 Monat 17 Tagen, und hinterließ eine Frau mit einem 3 bis 4 Jährigen Kinde; wobey die Frau mit dem zweiten Kinde in gute hofnung stand. ”…..
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Kirche“, S. 92
1851
….“Verstöße hiergegen führten zu Prozessen und empfindlichen Geldstrafen, wie die einschlägigen Akten vom 29.08.1839 gegen Johannes Hinkel wegen unerlaubten Beweiden eines Weidenschlages beim "Molkenborn" (Strafe durch das Forstgericht 22 Silbergroschen) und des Philipp Röhrig vom 1. Juni 1851 “ Wegen Entführung von 9 Schachtruthen Steine " aus dem Bruch am Wetzelsberg (Strafe 3 Thaler, 18 Silbergroschen Taxe an die Gemeinde, drei Jahre Ausschluß vom Steinebrechen und 25 Silbergroschen an das Forstgericht) beweisen.“….
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe“, S. 213 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1852 Grube Sorgenlos
…“So sind nachweisbar seit dem 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hier nur die von der Gemeinde mit ihren Bürgern und Beisassen mit eigenem Steinmaterial aus den Kalksteinvorkommen “ am Nonnenforst ” und “vordem Wetzelsberg " selbst “in der Gemeindefronde" hergestellten und befestigten Wege zu ihren unmittelbaren Nachbarorten feststellbar. Die Kalkstein-gruben der "Grube Sorgenlos im Walddistrict Eubersbach ” und “Am Heinrichsberg " wurden erst 1852 bzw. 1889 zum gewerblichen Kalksteinabbau erschlossen.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Verkehrswege“, S. 293 (Autor: Gerhard Ludwig†)
Nach 1868 - Ausbau Eichweg
…“Der Ausbau erfolgte mit Kalksteinmaterial aus dem Bruch “Am Wetzelsberg " von Ebersgönser Bauern “im Akkord gewonnen und zerkleinert. Anfuhr des Materials nach dem Pohlgönser Weg zu, soweit das Gemeinde Land reicht" und “das Verschütten auf der neuen Straße " erfolgt dagegen in Gemeindefronde der Ebersgönser Gemeindeberechtigten.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Verkehrswege“, S. 301 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1872 - Ausbau der Straße nach Oberkleen
…“Am 4.2. dieses Jahres wurde für den Ausbau "zur Straße nach Oberkleen" das Brechen der notwendigen Kalksteine aus dem Gemeindebruch “Am Wetzelsberg” öffentlich "verakkodiert"….
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Verkehrswege“, S. 304 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1904
…“Am 16. 2. 1904 tritt mit dem Kalksteinbrennereibesitzer Küchel aus Butzbach ein neuer Pächter für den Heinrichsberg auf den Plan. Er wünscht auch einen Teil des Distriktes 14, Wetzelsberg, zur Gewinnung von Kalkstein zu pachten.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Gemeindeverwaltung“, S. 401 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1910
…“Unter ihm war am 9. 10. 1910 der Antrag der Oberhessischen Kalk- und Steinindustrie vom 30.8.10 auf Weiterverpachtung des Heinrichsberges verhandelt worden. Die Verpachtung wurde vorgenommen für die Zeit vom 1.10.10 -1.4.1930 für den Heinrichsberg und das östliche Stück vom Wetzelsberg (1/4 vom Ganzen! Mindestpacht 1400 Mk/Jahr, zuzüglich der Abgabe von 1/2 Pfennig/Zentner gewogenes Rohmaterial).“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Gemeindeverwaltung“, S. 404/405 (Autor: Gerhard Ludwig†)
Beschäftigung nach 1946
Wichtig ist am 11. 5. 46 der Beschluß, rückwirkend zum 1.4.46, die Steinbrüche in den Distrikten Heinrichsberg und Wetzels-berg an die früheren Betreiber die Oberhess. Kalk u. Stein Industrie GmbH in Butzbach zu verpachten. Damit sollen Arbeits-plätze für Einheimische und Heimatvertriebene geschaffen werden.
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Gemeindeverwaltung“, S. 414 (Autor: Gerhard Ludwig†)
…“Viele finden diese zunächst in den wieder eröffneten Kalksteinbrüchen "Wetzelsberg" und "Heinrichsberg" mit dem Kalkofen; denn die Baumaterialien von hier werden zum Wiederaufbau dringend gebraucht. Über 40 Personen arbeiten daher hier.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe“, S. 224 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1952
…“Das neue Jahr bringt abermals notwendige Verhandlungen mit dem bisherigen Pächter der Gemeindesteinbrüche in Unterverpachtung an die Firma Westermann und Ges., Aschaffenburg und wg. des von ihr gewünschten Umbaus der Verladeanlage für die Kalksteine beim Bahnhof, verbunden mit der Erhöhung des Feldbahngleises für den Kipploren-Zug auf dem Gemeindeweg vom Wetzelsberg bis dorthin.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Gemeindeverwaltung“, S. 418 (Autor: Gerhard Ludwig†)
1976
…“Nachdem abbruchreif hinterlassene Betriebsgebäude am Steinbruch “Wetzelsberg" von der früheren Betreiberfirma Westermann u. Co abgerissen worden sind, eine alte Straßenbahn und ein defekter Bagger am Heinrichsberg vom Verursacher Firma Wolf KG entfernt wurden, können jetzt durch Anpflanzungen entlang der neuen Umgehungsstraße und im Ort das Dorfbild weiter verbessert werden.“…
Quelle: Dorfbuch Ebersgöns, 1997, Kapitel „Gemeindeverwaltung“, S. 433 (Autor: Gerhard Ludwig†)
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